Drama Editions:
Call for Reviews (German)

Call for Reviews auf Englisch

Das Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) lädt Wissenschaftler*innen ein, Rezensionen für eine Sonderausgabe von RIDE: A Review Journal for Scholarly Digital Editions and Resources einzureichen. Diese widmet sich digitalen Editionen dramatischer Texte und verwandter theaterspezifischer Materialien.

Die computerunterstützte Analyse dramatischer Texte zieht bereits seit geraumer Zeit wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf sich. Dieses anhaltende Interesse hat nicht nur den akademischen Diskurs belebt, sondern auch zur Entwicklung und systematischen Organisation digitaler Sammlungen von Dramen geführt. Dabei stehen diese Bemühungen in engem Zusammenhang mit allgemeinen Entwicklungen in den Digital Humanities und insbesondere mit dem Bereich der Computational Literary Studies, in dem die Entstehung der Computational Drama Analysis ein spezialisiertes Forschungsfeld hervorgebracht hat, welches sich mit der Modellierung, Analyse und Interpretation von Dramen mithilfe digitaler Methoden befasst. Ein Grund für das anhaltende und wachsende Interesse liegt unterdessen in der besonderen Natur dramatischer Texte selbst. Wie Melanie Andresen und Nils Reiter in der Einleitung zu ihrem gleichnamigen Sammelband feststellen: „Compared to other literary genres, dramatic texts have unique characteristics that make them both well-suited and challenging for quantitative and formal methods“ (Andresen and Reiter 2024).

Im Bereich der digitalen Editionen sind wissenschaftliche Editionen von Theaterstücken jedoch vergleichsweise selten, und sowohl aus methodischer als auch aus konzeptioneller Sicht haben Editionen von Dramen bislang nur wenig kritische Aufmerksamkeit erfahren. Dramen sind per Definition performative Texte, die für die Aufführung auf der Bühne konzipiert wurden, durch die Interaktion mit dem Publikum geprägt sind und tief in die institutionellen und kulturellen Rahmenbedingungen des Theaters eingebettet sind. Ihre Überlieferung und Interpretation ist daher besonders dynamisch und vielschichtig. In diesem Zusammenhang wurde auch darauf hingewiesen, dass „dramatic texts are (often, not always) intended to be performed on stage“ – was „adds an additional layer to the text that is very difficult to access computationally, as a reader’s experience may drastically differ from that of an audience in a live theater“ (Andresen and Reiter 2024). Genau diese Eigenschaft macht dramatische Texte nun jedoch zu idealen Kandidaten für digital unterstützte Editionsmethoden. Digitale Editionen sind ihrer Natur nach in der Lage, multidimensionale und medienreiche Zugänge zu Texten zu bieten. Sie können die vielschichtige Komplexität dramatischer Werke auf eine Weise sichtbar machen, die Druckeditionen nicht leisten können, und eignen sich daher besonders zur Bewältigung der spezifischen editorischen Herausforderungen von Dramen.

Trotz dieses Potenzials wurde bisher wenig Orientierung dazu geboten, wie das Drama als Gattung in der digitalen wissenschaftlichen Edition am besten behandelt werden kann; weder in Bezug auf editorische Methodik noch in der Erkundung der Theatralität von Stücken durch visuelle Gestaltung oder Interface-Design.

Diese Sonderausgabe soll sich dieser Lücke annehmen, indem sie exemplarische Editionspraktiken hervorhebt, gattungsspezifische Kodierungs- und Präsentationsstrategien ausweist und zur Standardisierung und Weiterentwicklung dieses sich herausbildenden Bereichs beiträgt.

Rezensent*innen sind eingeladen, Editionen in einer der folgenden Kategorien zu besprechen:

i. Editionen dramatischer Texte: Digitale wissenschaftliche Editionen, die sich ausschließlich auf Theaterstücke konzentrieren.

ii. Multigattungs- oder autorenzentrierte Editionen: Editionen, die dramatische Texte neben anderen literarischen Gattungen wie Prosa oder Lyrik enthalten. Diese können entweder mit einem Fokus auf die dramatischen Bestandteile oder in einer vergleichenden Analyse editorischer Praktiken über Gattungsgrenzen hinweg bewertet werden.

iii. Editionen von Dokumenten aus dem Kontext Theater: Digitale Editionen von Materialien wie Regiebüchern, Probennotizen und Theaterzetteln, die etwa Produktions- und/oder Aufführungskontexte dramatischer Werke beleuchten.

Neben den allgemeinen Kriterien für die Rezension digitaler Editionen, wie sie im Catalog of Criteria des IDE formuliert sind, sollten Rezensionen unter anderem die Verwendung von Kodierungsstandards (z. B. das TEI-P5-Drama-Modul), die Tiefe und Präzision der Annotationen, die Qualität des kritischen Apparats (sofern vorhanden) und das Vorhandensein von Funktionen, die die Nutzerinteraktion mit dem Text fördern, bewerten.

Hinweise zur Einreichung

Bevor Sie eine Rezension verfassen, bitten wir potenzielle Rezensent*innen darum, uns vorab per E-Mail an ride-drama@i-d-e.de zu kontaktieren. Bitte geben Sie dabei die Edition an, die Sie rezensieren möchten, sowie eine kurze Angabe Ihrer institutionellen Anbindung und Ihres Fachgebiets. Dies dient dazu, Doppelrezensionen und mögliche Interessenkonflikte zu vermeiden. Wir empfehlen zudem, vorab die Liste der derzeit bei RIDE in Rezension befindlichen, d. h. nicht zur Auswahl stehenden Projekte zu konsultieren, die unter folgendem Link einsehbar ist: https://ride.i-d-e.de/reviewers/projects-currently-under-review/.

Frist für Einreichungen ist der 31. Oktober 2025. Die Beiträge werden im Laufe des Jahres 2026 fortlaufend veröffentlicht (Rolling Release). Herausgeber der Ausgabe ist Erik Renz (Universität Rostock).

Rezensionen können auf Deutsch oder Englisch verfasst werden.

Bitte reichen Sie Ihre Rezension als bearbeitbare Textdatei ein, vorzugsweise im DOCX-Format, um die spätere Konvertierung in TEI zu erleichtern. Jeder Beitrag muss eine kurze Zusammenfassung auf Englisch enthalten – unabhängig davon, in welcher Sprache der Haupttext verfasst ist. Bilder sind als separate PNG-Dateien einzureichen; im Text sollten an den entsprechenden Stellen Platzhalter (z. B. bild-1.png) eingefügt werden.

Alle Autor*innen werden gebeten, sich vor Einreichung mit den RIDE Writing Guidelines and Submission Guidelines vertraut zu machen.

Bei der endgültigen Einreichung ist außerdem ein RIDE-Fragebogen auszufüllen, der dem Typ der rezensierten Ressource entspricht. Ein spezieller Fragebogen für digitale Editionen findet sich hier: https://ride.i-d-e.de/data/questionnaires/.

RIDE wurde 2014 gegründet und bietet seit über einem Jahrzehnt eine Plattform zur Begutachtung digitaler wissenschaftlicher Editionen. Die Zeitschrift ist Open Access; Rezensionen erscheinen im HTML- und PDF-Format und können zusätzlich als TEI-Datei heruntergeladen werden.

Ziel von RIDE ist es, Rezensionen zu veröffentlichen, die dem Qualitätsniveau wissenschaftlicher Fachartikel entsprechen. Alle Beiträge durchlaufen daher ein double-blind Peer-Review-Verfahren. Sämtliche Inhalte werden unter der CC BY 4.0-Lizenz veröffentlicht. Es fallen keine Gebühren für Einreichung, Bearbeitung oder Veröffentlichung an.

Vorschläge für Rezensionen

Im Folgenden finden Sie eine nicht abschließende, alphabetisch sortierte Liste digitaler Editionen, die im Rahmen der geplanten Ausgabe rezensiert werden könnten:

Neben diesen Vorschlägen sind auch Rezensionen weiterer digitaler Editionen willkommen, sofern sie in das thematische Profil der Ausgabe passen. Bitte beachten Sie, dass bereits zur Rezension eingereichte Projekte nicht berücksichtigt werden können. Rezensionen zu Editionen, die in früheren Ausgaben von RIDE bereits besprochen wurden (z. B. die Faustedition), sind ebenfalls möglich – vorausgesetzt, der Fokus liegt explizit auf dramenspezifischen Aspekten sowie wesentlichen Weiterentwicklungen seit der ersten Besprechung.